Wie unterscheiden sich eigentlich Ausdruckstanz und Tanztherapie?
- Teresa Fritsch
- 1. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Wenn der Körper spricht
Die Besonderheit von Ausdruckstanz liegt in seiner einzigartigen Fähigkeit, Emotionen und Geschichten ohne Worte auszudrücken. Durch Bewegungen und Gesten können Tänzerinnen und Tänzer eine Vielzahl von Gefühlen vermitteln und auch komplexe Themen auf kreative Weise interpretieren. Der Unterschied zur Tanztherapie liegt in der Haltung und Ausrichtung. Beide Disziplinen nutzen den Körper als Instrument zur Kommunikation und Selbstreflexion, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Der Ausdruckstanz fördert die persönliche Kreativität und Ästhetik, während die Tanztherapie darauf abzielt, emotionale Verarbeitung, körperliches Wohlbefinden und psychische Gesundheit zu unterstützen. Trotz ihrer Unterschiede teilen sie die Kraft der Bewegung als Ausdrucksform und Heilmittel.

Es gibt Momente, da reichen Worte einfach nicht aus. Freude, Wut, Sehnsucht, Trauer – sie alle wohnen in uns, manchmal so tief, dass sie keine Sprache finden. Doch unser Körper kann sprechen. Er erzählt Geschichten, zeichnet Stimmungen in die Luft und lässt Gefühle tanzen. Genau hier betreten zwei faszinierende Disziplinen die Bühne: Ausdruckstanz und Tanztherapie.
Beide feiern die Bewegung als Ausdrucksmittel der Seele – und doch unterscheiden sie sich in Ziel, Haltung und Absicht. Zeit also, genauer hinzuschauen.
Ausdruckstanz – die Poesie der Bewegung
Der Ausdruckstanz entstand Anfang des 20. Jahrhunderts als rebellische Antwort auf den klassischen Ballettzwang. Statt Spitzenschuhen, steifen Posen und Hierarchien wollte man Freiheit – Freiheit in Bewegung, Freiheit im Ausdruck, Freiheit im Sein.
Hier tanzen keine Figuren eine perfekte Form, hier tanzt ein Mensch seine Wahrheit. Ein trauriger Arm, eine suchende Geste, ein Sprung ins Ungewisse – Ausdruckstanz ist pure Authentizität in Bewegung.
Im Zentrum steht die künstlerische Gestaltung: der Körper als Instrument, das Emotionen, Themen und Ideen sichtbar macht. Ausdruckstanz ist Kunst – lebendig, unperfekt, ehrlich.
Tanztherapie – wenn Bewegung heilt
Und dann gibt es die Tanztherapie. Sie nutzt dieselbe Sprache – Bewegung – aber mit einem anderen Ziel: Heilung. Tanztherapie ist keine Performance, sondern ein Prozess. Es geht nicht um Ästhetik oder Bühne, sondern um Selbsterfahrung, Körperbewusstsein und emotionale Verarbeitung.
Hier wird getanzt, um zu spüren, nicht um zu zeigen. Tanztherapeut:innen begleiten Menschen dabei, über den Körper Zugang zu sich selbst zu finden – zu ihren Gefühlen, Ressourcen, Themen, Grenzen und Möglichkeiten. Der Körper wird dabei zum Spiegel der Seele, und jede Bewegung kann Erkenntnis, Befreiung oder Trost bedeuten.
Zwei Wege, ein Herzschlag
So verschieden ihre Ziele auch sein mögen, Ausdruckstanz und Tanztherapie teilen denselben Herzschlag: die Überzeugung, dass Bewegung mehr ist als körperliche Aktivität. Sie ist Kommunikation, Kreativität und Heilung in einem.
Während der Ausdruckstanz die Welt auf die Bühne bringt, bringt die Tanztherapie die Bühne in uns selbst zum Leuchten. Beide laden dazu ein, sich in Bewegung zu entdecken – jenseits von Perfektion, jenseits von Worten.
Dabei sind die Grenzen immer fließend.
Eine Tänzerin im Ausdruckstanz kann plötzlich etwas Heilsames erleben. Ein Klient in der Tanztherapie kann Momente von tiefer Schönheit und künstlerischem Ausdruck erfahren. Beide Disziplinen nähren sich gegenseitig – so wie Ein- und Ausatmen.
Wer Ausdruckstanz übt, lernt, sich selbst zu zeigen.
Wer Tanztherapie erlebt, lernt, sich selbst zu verstehen.
Und beides braucht Mut, Hingabe – und vielleicht ein bisschen Humor, wenn die Arme mal wieder ganz anders wollen als der Kopf.



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