Kreativität in der Tanztherapie – Und: Was ist eigentlich Kreativität?
- Teresa Fritsch
- 15. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Wenn Intelligenz tanzen lernt
„Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat“ – so lautet ein Zitat, das häufig Albert Einstein zugeschrieben wird. Ob er es tatsächlich so gesagt hat, ist nicht sicher – aber der Gedanke trifft ins Schwarze. Denn Kreativität verbindet Denken, Fühlen und Handeln zu etwas Neuem, Überraschendem, Lebendigen. Sie ist der Funke, der Veränderung entzündet.
Doch was genau steckt eigentlich hinter diesem geheimnisvollen Wort, das so oft benutzt und so selten wirklich verstanden wird?

Was ist Kreativität?
Kreativität lässt sich als die Fähigkeit verstehen, etwas Neues und zugleich Sinnvolles hervorzubringen – sei es eine Idee, ein Tanz, eine Lösung oder eine neue Perspektive auf das Leben. Laut der Encyclopaedia Britannica beschreibt Kreativität die Fähigkeit, „originelle und wertvolle Ideen zu entwickeln, die über konventionelles Denken hinausgehen“ (Britannica, 2024).
Sie zeigt sich nicht nur in Kunst oder Wissenschaft, sondern überall dort, wo Menschen Neues gestalten – im Denken, Fühlen, Handeln, in Beziehungen. Kreativität ist damit keine luxuriöse Begabung einiger Weniger, sondern eine universelle menschliche Fähigkeit, die uns hilft, mit Wandel umzugehen, Krisen zu bewältigen und Sinn zu finden.
Kreativität ist Bewegung in Gedankenform – und Tanz ist Kreativität in Bewegung.
Kreativität als Lebensenergie
Kreativität ist mehr als ein künstlerischer Ausdruck. Sie ist eine Haltung, ein offener innerer Raum, in dem wir Neues entstehen lassen dürfen. Wer kreativ ist, erlaubt sich, zu experimentieren, zu scheitern, zu spielen – und dabei über sich selbst hinauszuwachsen.
In der Tanztherapie bedeutet das: Nicht der „schöne“ Tanz zählt, sondern der echte. Kreativität wird zum Zugang zur eigenen Lebendigkeit. Jede spontane Bewegung, jeder Impuls, jede Geste kann der Beginn einer neuen Erkenntnis sein.
Tanz als kreative Sprache
Tanz ist eine universelle Sprache, die ohne Worte auskommt. Er verbindet Körper, Geist und Emotion – und erlaubt uns, innere Prozesse sichtbar zu machen.
In der Tanzpädagogik steht oft das Erlernen oder Gestalten im Vordergrund: Bewegung wird bewusst vermittelt, ästhetisch geformt, künstlerisch präsentiert. In der Tanztherapie hingegen geht es um das Erleben, das Spüren, das Zulassen. Hier steht der Mensch im Zentrum, nicht das Ergebnis.
Beide Felder sind kreativ – aber mit unterschiedlicher Ausrichtung:
Tanzpädagogik: Kreativität als künstlerischer Ausdruck
Tanztherapie: Kreativität als heilsamer Prozess
Die kreative Prozessarbeit in der Tanztherapie
In der Tanztherapie, wie wir sie im Zentrum für Ausdruckstanz und Tanztherapie Graz durchführen, ist Kreativität kein „Extra“, sondern das Herzstück. Im geschützten Raum der Bewegung können Menschen innere Bilder, Emotionen und Erinnerungen ausdrücken, die sonst verborgen bleiben.
Kreative Bewegung öffnet dabei Türen zu neuen Erfahrungen:
Sie ermöglicht Selbsterkenntnis durch körperliches Tun.
Sie fördert emotionale Flexibilität und Resilienz.
Sie stärkt das Vertrauen in die eigene Ausdruckskraft.
Wie auch Studien zeigen, spielt in der Tanz- und Ausdruckstherapie die kreative Dimension eine zentrale Rolle:
„Creativity in dance and movement therapy emerges through spontaneity, play and imagination, allowing distance from painful emotions and access to new meanings.“(Gedvilaitė-Kordušienė, 2022, in: The Role of Creativity in Interpersonal Communication in Dance and Movement Therapy)
Mit anderen Worten: Kreativität bewegt – und Bewegung macht kreativ.
Unser Ansatz: Körperlich-kreatives Lernen
Auch in unseren Aus- und Weiterbildungen (Lehrgang Tanzpädagogik und Ausbildung Tanztherapie) sehen wir Kreativität als Kern menschlicher Entwicklung. Unsere Ausbildung legt daher großen Wert auf die Entfaltung des körperlich-kreativen Potentials – durch Improvisation, Ausdruck, Spiel und Bewegung.
Wir vermitteln Werkzeuge, um den kreativen Prozess zu begleiten:
Wie kann Bewegung zu einem schöpferischen Ausdruck innerer Themen werden?
Wie lässt sich Kreativität therapeutisch fördern und halten?
Und wie kann der Körper selbst zur Quelle von Inspiration werden?
Diese körperlich-kreative Arbeit unterscheidet unser Ausbildungskonzept deutlich von vielen klassischen tanztherapeutischen und tanzpädagogischen Ausbildungs-Programmen. Denn wir glauben: Kreativität ist nicht nur Mittel zum Zweck – sie ist selbst Therapie.



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